Freitag, 08.11.2024

Warum rülpset und furzet ihr nicht? Die unerforschten Tabus der Körpersprache

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Herbert Brömmel
Herbert Brömmel
Herbert Brömmel ist ein kritischer Gesellschaftsjournalist, der mit seiner scharfen Beobachtungsgabe und seinem Humor komplexe Themen pointiert auf den Punkt bringt.

Das Zitat „Warum rülpset und furzet ihr nicht?“ stammt von Martin Luther und reflektiert eine Zeit, in der körperliche Geräusche als wesentlicher Teil des Menschseins angesehen wurden. Luther, der für seinen Sinn für Humor bekannt war, verwendete in diesem Kontext eine prägnante Formulierung, die die sozialen Normen seiner Epoche in Frage stellte. Auch Goethe, der oft die Eigenheiten des Menschen in seinen Schriften behandelt hat, zeigte ein Gespür für humorvolle Anregungen und die Freiheit im Umgang mit dem eigenen Körper.

Im Volksmund hat sich dieses Zitat zu einer Art Legende entwickelt und wirft ein Licht auf die zwiespältige Beziehung des Menschen zu seinem Körper. Körpergeräusche, die häufig im Verborgenen bleiben, wurden durch Luthers Äußerungen ins Rampenlicht gerückt und verdeutlichen ein tiefes Verständnis für die menschliche Natur. Die Botschaft ist klar: Das Lachen über alltägliche Körperfunktionen, von Rülpsen bis Furzen, sollte nicht tabuisiert werden, sondern vielmehr als eine humorvolle Einladung zur Enttabuisierung verstanden werden. Wenn man die moderne Gesellschaft betrachtet, könnte man sogar sagen, dass wir solche Momente in einem Babystrampler ebenso unbefangen und mit Freude genießen – frei in unserem Ausdruck.

Tabus der Körpersprache im Mittelalter

Im Mittelalter waren Körpergeräusche wie Rülpsen und Furzen stark mit gesellschaftlichen Tabus behaftet. Die Redewendung „Warum rülpset und furzet ihr nicht?“ spiegelt eine kritische Haltung gegenüber diesen natürlichen Körperfunktionen wider. Unter dem Einfluss von religiösen Denkern wie Martin Luther, der in seinen Schriften häufig den guten Umgangston propagierte, wurden Tischmanieren zu einem Zeichen für Anstand und gesellschaftliche Zugehörigkeit. Der höfische Umgang verlangte von den Essenden, ihre Körpergeräusche zu kontrollieren, um den Anschein von Zivilisation zu wahren. Ein furziger Laut während eines festlichen Mahls konnte als eine grobe Verletzung der Etikette angesehen werden und den gesamten sozialen Abend trüben. Zudem böse Vorzeichen wurden den Geräuschen zugeschrieben, wie etwa das Verhängnis eines Vogelschwarmes, der über einen Apfelbaum flog. Zitate aus dieser Zeit verdeutlichen diese Einstellung zu Körpergeräuschen und deren Einfluss auf die soziale Ordnung. Die Kontrolle über die eigenen Körpergeräusche wurde somit zum Symbol für Disziplin und die Fähigkeit, sich in der jeweiligen Gesellschaft zu bewegen.

Gesellschaftliche Normen und Körpergeräusche

Rülpsen und Flatulenz sind Körpergeräusche, die in vielen Kulturen als Tabus betrachtet werden. Gesellschaftliche Normen, die sich im Laufe der Geschichte entwickelt haben, verurteilen oft solche natürlichen Körperfunktionen. Im Mittelalter beispielsweise war die Etikette beim Essen strenger, und das Abgeben von Geräuschen wie Rülpsen oder Furzen galt als unhöflich. Interessanterweise wusste auch Martin Luther um die Komplexität dieser Thematik. In seinen Schriften erwähnte er mit einem Augenzwinkern die menschliche Natur und die damit verbundenen Geräusche. Winston Churchill, ein Meister der Redekunst, verstand es, seine Körpersprache so zu steuern, dass auch flatternde Bäuche beim Essen von Wurstbrät oder Erbsenpüree keine wünschenswerten Geräusche abgaben. Katharina von Bora, Luthers Frau, hätte sicherlich darauf geachtet, dass bei gemeinsamen Mahlzeiten keine Kartoffeln ungewollte Geräusche von sich geben. Das Tabu dieser Körpergeräusche zeugt von einem tief verwurzelten gesellschaftlichen Druck, der sich oft negativ auf das Wohlbefinden und die Ertüchtigung des Einzelnen auswirkt. Die Frage bleibt: Warum rülpset und furzet ihr nicht? Ein direktes Bekenntnis zur Menschlichkeit, das in einer Zeit der Überetikettierung verloren zu gehen droht.

Der Einfluss von Kultur auf Körperlichkeit

Körpergeräusche wie rülpsen und furzen haben im Laufe der Geschichte unterschiedliche Bedeutungen und gesellschaftliche Konnotationen erfahren. Im Mittelalter, einer Zeit voller religiöser und sozialer Normen, waren Körpergeräusche oft mit Tabus behaftet. Es wird gesagt, dass Martin Luther in einer seiner Redewendungen feststellte, dass man beim Essen und Trinken auch die natürlichen Bedürfnisse äußern sollte, was in starkem Gegensatz zu der damaligen Kultur stand, in der Benehmen und Etikette sehr ernst genommen wurden. Während der Reformation, und besonders während des Reformationsjubiläums, entstand ein gewisses Aufbegehren gegen die strengen moralischen Normen, was auch das Verständnis von Körperlichkeit beeinflusste. Der berühmte Apfelbaum, unter dem Luther seine Thesen niederschrieb, ist ein Symbol für die Frucht der Freiheit, die auch die Erlaubnis umfasst, menschliche Bedürfnisse zu akzeptieren. In einer Zeit, in der der Weltuntergang von vielen befürchtet wurde, war es besonders wichtig, den Körper und seine Geräusche nicht mehr zu tabuisieren. So zeigt sich, dass Kultur unseren Umgang mit Körpergeräuschen tiefgreifend prägt und das Verständnis von rülpsen und furzen stark von den gesellschaftlichen Werten abhängt.

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